Mit dem VIII. Parteitag der SED im Jahr 1971 kamen Erich Honecker und eine Wirtschaftspolitik, mit der Lebensstandard und Produktivität erhöht werden sollten. In diesem Kontext wurden auch „umfangreiche Bauarbeiten zur Rekonstruktion und Restaurierung der ehemaligen Wirkungsstätte der Arnims“ beschlossen. Es war höchste Zeit. Längst hatten Schriftsteller wie Erwin Strittmatter, Wolfgang Kohlhaase und Günter Görlich die umfangreiche Reisetätigkeit „von als negativ bekannten Kunst- und Kulturschaffenden" in nichtsozialistische Staaten kritisiert. Dann folgte 1976 die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Sie spaltete die literarisch-künstlerische Intelligenz in zwei Lager. Für Werner Mittenzwei war das „sonst immer so einheitliche Feld der DDR-Kunstschaffenden plötzlich aufgerissen zwischen Unterzeichnern und Gegenunterzeichnern“. Von da an gab es „progressive“ und „negative“ Kräfte. Die „progressiven“ Schriftsteller fühlten sich zurückgesetzt und allein gelassen. Ihre Meinung, klassenbewusst und parteiverbunden, sei nicht mehr gefragt.
Bereits im September 1974 war die „Arbeits- und Erholungsstätte für Kultur- und andere Geistesschaffende Bettina von Arnim-Heim“ geschlossen worden. Innerhalb eines Jahres sollte die Wiepersdorfer Anlage eine umfassende Rekonstruktion erfahren. Bekannt ist, dass es schließlich mehr als sechs Jahre dauerte. Die Dokumente im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) machen deutlich, dass die Zuständigkeiten nicht geregelt waren: 1975 „Ministerium für Kultur der DDR“, 1977 „Kulturfonds der DDR“. So kam es, dass zwischen Ministerium und Kulturfonds die Verantwortung hin- und hergeschoben wurde – vor allem aber, dass es kein Konzept gab. Panik löste wohl ein alter Bericht des „Instituts für Denkmalpflege der DDR“ über die Sanierung Anfang der 1950er Jahre vom 21. November 1963 aus: „Eine Begehung der Räume ergab, dass die ehemals beabsichtigte Verbindung von moderner (Hellerau) und historisch gewachsener Einrichtung (Arnim) völlig zerstört worden ist. Die alten Ausstattungsstücke sind zum Teil aus den Räumen entfernt und auf den Boden gebracht worden und andere Stücke sind in ihrer Substanz beschädigt und an einem anderen Ort aufgestellt worden. Es ist zu überprüfen, ob das gesamte Inventar an wertvollen Möbeln noch vorhanden ist.“
Wichtig waren den Bauherren mehr Betten durch den Ausbau von Nebengebäuden, leistungsfähiger Versorgungstrakt, moderne sanitäre Einrichtungen und eine „teilweise luxuriöse Ausstattung“. Das führte zu unterschiedlichen Gewichtungen und insgesamt schließlich „zu einschneidenden Eingriffen in die überlieferte, einfache Raumstruktur des Hauptgebäudes“ sowie Veränderungen bei Orangerie, Gartenparterre, Park und Skulpturen. Zu den Fakten gehört, dass Ministerium und/oder Kulturfonds mit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1975 die Fachleute des „Instituts für Denkmalpflege der DDR“ nicht einbezogen. So kam es, dass Mobiliar und Gemälde – nicht inventarisiert – in Nachbardörfern ungesichert untergestellt wurden, und so kam es, dass der Denkmalpfleger Günther Köpping erst 1978 „stärker in die Planung einbezogen wurde“.
Friederike Frach zitiert in ihrem Buch „Schloss Wiepersdorf“ (Christoph Links Verlag, 2012) aus dem Köpping-Bericht vom 6.11.1978: „Weitere Verluste überlieferter Raumstrukturen im Hauptgebäude ergaben sich nach Beginn der Bauarbeiten durch den starken Befall hölzerner Bauteile in den Decken und im Dachstuhl. [...] 1979 wurde der Unterzeichnete gegenüber dem Ministerium [für Kultur] zum Alleinverantwortlichen für die Ausstattungskonzeption der Wohn- und Gesellschaftsräume gemacht. [...] Auch hierbei konnten nicht Erkenntnisse über das gewachsene Raum- und Ausstattungsprogramm des Schlosses benutzt werden, da keine Quellenstudien im Institut Vorlagen. Im Sinne der damaligen Auffassung zu einer schöpferischen Denkmalpflege wurde das Vorgefundene Erbe umgestaltet und für den neuen Nutzungszweck eingesetzt.“ Aus seinen Aktenvermerken im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege (BLAD) geht hervor, dass Köpping die eingeschlagene Richtung insgesamt nicht mehr ändern konnte. Ein Kompromiss musste gefunden werden: „Schöpferische Denkmalpflege“.
Für die Gestaltung des Gartensaals griff das Institut für Denkmalpflege auf ein Gemälde des Malers Achim von Arnim-Bärwalde zurück: „Das in W. vorhandene Interieurbild - Ölbild um 1890 - gibt eine gute Vorstellung vom einstigen Aussehen dieses Raumes, und es wird angestrebt werden, den hier ablesbaren Eindruck von Wänden und Decke wiederherzustellen, dekorative Schnitzereien über Türen usw. sowie Teile der Profile vergoldet; Decke weiß mit einer zurückhaltenden Malerei. Diese zeigte Rocaillen in den 4 Ecken, durch Linien miteinander verbunden. Die Mitten der Linien durch kleine Rokoko-Elemente aufgelockert. Über der Krone müßte eine entsprechende Rosettenform vorgesehen werden.“ Nicht berücksichtigt wurden allerdings vom Denkmalinstitut die Unterlagen des „Entwurfsbüros für Hochbau beim RdB Potsdam“. Aus den Beschreibungen und Plänen geht hervor, dass „es im Jahr 1953 in einigen Räumen noch Stoffbespannungen gegeben hat“ (BLHA Rep. 511, Z 53, Bl. 13, Recherche Friederike Frach).
Das Mittelzimmer im Obergeschoss wurde zum „Bettina-Zimmer“, ausgestattet mit den drei vorhandenen Supraporten, Cembalo, Schreibsekretär, dem aus dem Gartensaal entnommenen Ofen und dem Bildnis „Bettina von Arnim“, angeblich ein „Pastell von Achim von Arnim-Bärwalde um 1880“, von dem Sachverständige heute nachvollziehbar behaupten, dass es eine „schlecht gemachte Kopie“ sei, die nie und nimmer vom Maler Achim stammen könne. Mit dieser „Ausstattung sollte das Milieu der Zeit und des Schlosses als Lebensraum der Bettina von Arnim zum Ausdruck kommen“. Auf eine Bar in den „mittelalterlichen Kellerräumen“ des Herrenhauses musste aus bautechnischen Gründen verzichtet werden (weil offensichtlich schon damals, wie sich erst im Frühjahr 1992 herausstellte, dort der Schwamm breit gemacht hatte). Unmittelbar rechts neben dem Eingang zum Herrenhaus entstand die kieferne „Bierstube“ mit Theke, Modell „Oberhof“, mit zwei runden Tischchen (weißgedeckt mit Glasplatten) und einem Sammelsurium von Thonetstühlen. Im Wirtschaftsgebäude wurde es ländlicher, im Erdgeschoss die „Bauernstube“, gebrettert mit Kiefernholz und Wildscheinfell an der Wand, im Obergeschoss der „Clubraum“ im „Oberwiesenthaler Stil“ mit schmiedeeisernen Leuchtern. Das geplante Schwimmbad in der Orangerie wurde nicht realisiert. Dafür wurden Kaffeeküche, Umkleideraum, Kaltwasser-Abkühlraum und Saunakabine eingebaut. Als Vorlage für die Bestuhlung der Speisezimmer und des Gartensaals dienten dem Institut Stuhl und Lehnsessel aus der Dorfkirche. Bei der Neuanfertigung nach diesen „historischen Vorbildern“ sollten Vereinfachungen, moderne Fertigungstechnologie sowie der hohe Benutzungsgrad berücksichtigt werden. Das war der Fall, denn Tische, Stühle und Lehnsessel sind auch nach fast drei Jahrzehnten noch im Gebrauch.
Unverständlich ist bis heute, dass sich die Gartenhistoriker des „Instituts für Denkmalpflege“ nicht auch für eine Rekonstruktion von Gartenparterre, Landschaftspark, Wegeführung sowie Aufstellung von Skulpturen und Callot-Figuren eingesetzt haben. Da angeblich „eine Analyse zum historisch gewachsenen Parkensemble zu diesem Zeitpunkt nicht vorlag“, wurde 1978 ein unverantwortlich vereinfachter „Plan zur Wiederherstellung der Parkanlage“ präsentiert.
Als sich das Ende der Bauarbeiten abzeichnete und die Wiedereröffnung ins Auge gefasst werden konnte, fand im November 1979 in Wiepersdorf eine Arbeitsberatung mit Generaldirektor des Kulturfonds, SED-Kreisleitung, LPG-Vorsitzenden und Bürgermeister statt. Besprochen wurde wohl auch, dass das Interieur aus den Beständen des Staatlichen Kunsthandels bzw. durch Antiquitäten aus der Gegend wieder aufgestockt werden sollte. Der seit 1967 amtierende „Genosse Heimleiter“ Waldemar Andrick wurde abgelöst und durch den Mitarbeiter des Kulturfonds Werner Wolf ersetzt. Mit ihm kam Zucht nach Wiepersdorf. Vor dem Tor das Schild „Kein öffentlicher Park. Besichtigung nur mit Genehmigung der Heimleitung“ (was bis April 1992 dort hing), Frühstück nur von 8.00 bis 8.30 Uhr und strenge Tischsitten mit Platzierung für die Mahlzeiten. Am 10. Mai 1980 eröffnete der Minister für Kultur der DDR Dr. Hans-Joachim Hoffmann das Haus nicht mehr unter dem biederen Begriff „Heim“, sondern als „Arbeits- und Erholungsstätte für Schriftsteller und Künstler ‚Bettina von Arnim‘“. So blieb es bis zum Jahr 1992 – inklusive der breitgepflasterten Vorfahrt vor dem Herrenhaus mit den beiden Fahnenmasten.