Prof. Dr. Gerd Heinrich (1931-2012), zuständig für Historische Landeskunde an der Freien Universität Berlin und Mitglied der Brandenburgischen Historischen Kommission, forderte bereits im Frühjahr 1992 den wissenschaftlichen Mitarbeiter am Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf Jürgen Stich auf, eine Dokumentation über den Verbleib der Wiepersdorfer Kunstwerke zu erarbeiten. Nach Eröffnung der „Erinnerungsstätte“ war die Zeit für eine Rückführung gekommen.
Die ersten Schritte ergaben sich aus den Angaben des Kunsthistorikers Joachim Fait (1921-1993), die im Jahr 1968 in der vom Ministerium für Kultur der DDR herausgegebenen Broschüre „Bettina von Arnim Heim“ veröffentlicht wurden:
1. Das Bildnis des „Annois von Arnim“, wahrscheinlich im 16. Jahrhundert entstanden, befand sich etwa ab 1850 im Atelier. Es wurde in den Jahren nach 1945 dem Märkische Museum Berlin übergeben.
2. Ein „Gotischer Schrank“, den der Maler Achim von Arnim-Bärwalde als ergänzendes Gegenstück zu einem weiteren (sich heute noch in Wiepersdorf befindlichen) nach 1876 erworben hatte, wurde in den Jahren nach 1945 dem Märkische Museum Berlin übergeben.
3. Ein großer „Flämischer Gobelin“ aus dem 17. Jahrhundert, den der Maler Achim von Arnim-Bärwalde für das Atelier erworben hatte, wurde um 1976 dem „Institut für Denkmalpflege“ in Ost-Berlin übergeben. Bei der Besichtigung des Gobelins im Jahr 1992 wurde deutlich, dass eine Rückführung auf Grund des schlechten Zustands unverantwortlich wäre. Nicht bekannt ist, ob der Gobelin inzwischen restauriert wurde und wo er sich heute befindet.
4. Ein „Schrank“, der dem Heimatmuseum Jüterbog übergeben wurde.
5. Ein kunstvoller „Kachelofen im Rokoko-Stil“, hergestellt in der Ofenfabrik Velten, der in den Jahren nach 1945 abgegeben und nach 1991 als „Wiepersdorfer Ofen“ in Velten ausgestellt wurde. Der Verbleib (Deutsches Historisches Museum Berlin?) ist nicht bekannt.
Begonnen haben die Verhandlungen nach einem Gespräch mit Frau Dr. Renate Altner, der damaligen Direktorin des Märkischen Museums Berlin. In einem Schreiben vom 9.September 1992 bat Direktor Peter Hahn um die Rückgabe. Eine Antwort gab es nicht. Dass ein derartiger Wunsch an das „alteingesessene Personal“ keine Euphorie hervorrufen konnte, gehörte zur spät erkannten Erfahrung. Es ist nicht bekannt, ob sich Freundeskreis, Stiftung Kulturfonds oder Deutsche Stiftung Denkmalschutz später um eine Rückführung bemüht haben.
Die weiteren Recherchen basierten auf folgenden Unterlagen:
1. „Stiftungsurkunde vom 11. Juli 1896“ einschließlich der „Liste derjenigen Bilder, welche in das Fideikomiß-Statut des Bärwalder Fideikommisses aufzunehmen sind“ – das sind 29 detailliert beschriebene Gemälde.
2. Akten zur Gutsherrschaft und Familie beim Brandenburgischen Landeshauptarchiv
Joachim Fait hatte bereits 1968 darauf hingewiesen, dass in Wiepersdorf „von Bettinas Hand nichts mehr überliefert ist“, dafür aber „der Maler Achim von Arnim-Bärwalde mit zahlreichen Bildern“ vertreten ist: „An den Wänden des Ateliers hängen Ölgemälde von Achim - ausschließlich Männerbildnisse, darunter das seines Vaters Freimund“ oder das Bild „eines Jakobiners aus der Zeit der französischen Revolution …„In anderen Räumen hängen weitere Bilder von Achim, etwa das Porträt einer alten Dame in holländischer Tracht oder eine blühende Rharbarberpflanze in einer Kupferschale, dann auch solche von Achims befreundeten Künstlern Hugo von Habermann (1849-1929) und G. Hugo Kotschenreiter (1854-1908), aber auch Bilder noch aus dem 18. Jahrhundert: das Porträt des Joachim Erdmann von Arnim und das von Hans Francke (1892-1975) gemalte Bildnis der Caroline Marie Elisabeth von Labes, der Großmutter des Dichters. Daneben gibt es italienische Kupferstiche, offenbar von Achim aus dem italienischen Kunsthandel erworben, so etwa von Michele Marieschi (1710-1743) der Canale grande in Venedig, eine Ansicht von Venedig nach Francesco Guardi (1712-1793) oder das Bild der Fontana di Trevi in Rom.“
Der Hinweis von Joachim Fait auf ein Bild, dass „noch besonderer Beachtung wert ist“, führt nach Weimar: „Das Porträt der jugendlichen Bettina, ein ovales Pastellbild, das im Balkonzimmer hängt. Wahrscheinlich von ihrem Enkel Achim gemalt nach einer Miniatur, die sich im Goethe- Schiller-Archiv Weimar befindet.“ Im Gesamtkatalog der „Klassik Stiftung Weimar“ findet sich dieses Bild unter der Nummer 491 als Schwarz-Weiß-Aufnahme – vor allem aber sieben weitere Gemälde des Malers Achim von Arnim-Bärwalde, dem Enkel von Bettina von Arnim, die der Öffentlichkeit bisher weder im Original noch in Kopie vorgestellt wurden.
Zum Gesamtwerk des Malers Achim von Arnim-Bärwalde gehört allerdings nicht nur die Umwandlung des Gutshauses von Wiepersdorf in Herrenhaus, Atelier, Orangerie und Park, weswegen die Besucher überhaupt in den Fläming kommen, sondern auch seine Arbeiten als Maler. Da wir diese Gemälde zumindest auf dieser Website vorstellen möchten, haben wir die „Stiftung Klassik Weimar“ um Erlaubnis gebeten. Frau Dr. Gerda Wendermann, die zuständige Kustodin für Malerei und Plastik von 1860-1919, teilte uns am 21.12.2016 mit: „Grundsätzlich wären wir zwar damit einverstanden, dass die genannten Gemälde von Achim von Arnim-Bärwalde kostenlos auf Ihrer Webseite veröffentlicht werden, doch liegen derzeit leider keine guten Aufnahmen in unserer Fotothek vor, die man verwenden könnte. Zudem befinden sich die fraglichen Gemälde teils in schlechtem Zustand, so dass auch eine Neuaufnahme zu diesem Zeitpunkt nicht zweckmäßig wäre.“
Wir danken der „Stiftung Klassik Weimar“ für die Erlaubnis, denken aber, dass die uns zur Verfügung stehenden Abbildungen für den interessierten Betrachter eine verantwortbare Qualität aufweisen. Hinzu kommt, dass das vom Maler Achim von Arnim-Bärwalde geschaffene Atelier, an dessen Wänden laut Joachim Feit „Ölgemälde von Achim - ausschließlich Männerbildnisse“ hingen, gegenwärtig dieser Beschreibung nicht mehr gerecht wird.
Nach einem Gespräch mit Frau Dr. Renate Altner, der damaligen Direktorin des Märkischen Museums Berlin, bat Direktor Peter Hahn in einem Schreiben vom 9.September 1992 um die Rückgabe zweier Stücke aus dem Herrenhaus von Wiepersdorf, die in den Jahren nach 1945 an das Märkische Museum gegangen waren. Es handelt sich um
1. das Gemälde „Annois von Arnim“, das Siegmund von Arnim (1813-1890), der Sohn des Dichterpaares Bettina und Ludwig Achim von Arnim, einst erworben hatte und sich seit etwa 1850 in Wiepersdorf befand.
2. ein gotischer Schrank, den der Maler Achim von Arnim-Bärwalde nach 1876 für das Herrenhaus in Wiepersdorf erworben hat. Ihm zur Seite gesellte der Maler einen spätgotischen Schrank aus dem süddeutschen Raum, der sich noch in Wiepersdorf befindet und nun als Pendent einer sorgsamen Restaurierung zugeführt wird.
Die Zeit für die Rückführung dieser Kunstwerke in die Erinnerungsstätte des Künstlerhauses war nach unserer Ansicht reif. Dass man sich mit derartigen „Forderungen“ keine Freunde macht, gehörte kurz nach der Wiedervereinigung zur spät erkannten Erfahrung. Eine Antwort auf diesen Brief gab es nicht. Das Gemälde „Annois von Arnim“ befindet sich im Besitz des Märkischen Museums Berlin. Dort soll auch der „gotische Schrank“ gelagert sein. Nach heutigen Kenntnissen von Peter Hahn und Jürgen Stich hat sich weder der alte noch der neue „Freundeskreis“ um die Rückführung bemüht.
Der "zweigeschossige süddeutsche Schrank", vom Maler Achim von Arnim-Bärwalde zwischen 1875 und 1885 erworben, eines der wenigen noch vorhandenen Stücke aus dieser Zeit, befand sich im April 1992 (in Einzelteile zerlegt) auf dem Dachboden. Obwohl einzelne Bauteile nicht mehr vorhanden waren, konnten die Haustechniker den Schrank mit Mühe wieder zusammenbauen. Ab August 1992 konnte er in der Diele des Dachgeschosses wieder gezeigt werden. Später wurde der Schrank restauriert, davon zeugen die hellen Holzteile. Im Jahr 2004 (Foto) stand er wieder in der Diele im Dachgeschoss. Aus unerklärlichen Gründen hat der heutige Eigentümer des Anwesens, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, den Schrank wieder entfernen lassen. Die Einzelteile lagern derzeit im Zimmer Nr. 24 des Obergeschosses - in Decken gehüllt. Was ist das für ein Umgang mit der Wiepersdorfer Geschichte?