Unter den Dokumenten zu Bärwalde und Wiepersdorf fällt der Name „Stier“ auf: Eine Zeichnung vom Schloss Bärwalde mit der Notiz „Zeichnung des Kgl. Oberhofbaumeisters Stier, um 1831“, und eine weitere unter dem Titel „Skizze zum Maler Atelier in Wiepersdorf für Herrn Baron von Arnim“, ebenfalls mit dem Hinweis „Zeichnung des Kgl. Oberhofbaumeisters Stier“ – beide Blätter ohne Vornamen. Bei der Zeichnung vom Schloss Bärwalde kann davon ausgegangen werden, dass diese vom „Landbauinspektor“ Wilhelm Stier (1799-1856) stammt. Er wurde 1831 zum Professor an der Berliner Bauakademie ernannt. Dieser Wilhelm Stier hatte Kontakt mit den Arnims, zumindest ist ein Brief vom 27. Oktober 1839 von Bettina von Arnim erhalten.
Die „Skizze zum Maler Atelier“ muss offenbar nach 1876 im Auftrag des Malers Achim von Arnim-Bärwalde entstanden sein. Es handelt sich dabei um eine detaillierte Bauzeichnung mit Grundriss, Aufriss, Ansicht und Schnitt, die der Sohn von Wilhelm Stier, der Berliner Regierungsbaumeister Hubert Stier (1838-1907) gefertigt hatte. Nach diesen Plänen wurde offensichtlich 1878 der Atelieranbau geschaffen.
Das Atelier wurde 1878 an die Nordseite des Gutshauses angesetzt. Der Anbau entsprach dem bereits Ende des 18. Jahrhunderts an der Südseite errichteten Bau, so dass sich nun von der Parkseite ein symmetrisches Bild ergab. Der Maler und der Architekt wussten, was erforderlich war: Die gute Belichtung mit Tageslicht, das nach Norden ausgerichtete Fenster mit einem gleichmäßigen Lichteinfall, und ein bisschen auch ein Ort für die Selbstinszenierung des Künstlers. Dazu gehören zweifellos das Selbstporträt des Malers auf der äußeren Türfüllung, mit dem der Eintretende begrüßt wird, und der Spruch an der Tür: „Krüge gehen zum Brunnen – wohin gehen die Scherben?“ Vor allem aber fallen die Malereien auf den Dachschrägen mit ihren witzigen Sprüchen auf:
Nach Osten zum Eingang hin: „Kunst geht für Gespunst. Kunst fischt nirgend umsunst.“
Nach Norden über dem großen Atelierfenster: „Dem Zuschauer ist keine Arbeit zu viel. Einer achts. Der andre belachts. Was machts.“
Nach Westen zum Park: „Wer nachdenkt erhält doch ein Blümlein daraus. Erbau doch ein Blümlein darauf.“
Und nach Süden zu den Räumen: „Wer lobt in praesentia und schilt in absentia, Den holt pestilentia.“
Die Gestaltung des Ateliers verrät, dass Achim von Arnim-Bärwalde – wie auch Theodor Fontane und sein Kommerzienrat van der Straaten im Roman „L’Adultera“ – zu den Bewunderern von Karl Theodor Piloty (1826-1886) gehört. Bei ihm in München hatte er schließlich die Kunst der Genre- und Historienmalerei gelernt. Laut Matrikelbuch der Akademie der Bildenden Künste München hatte er sich am 1. November 1872 im Fach „Technische Malklasse“ des Lehrers Karl von Piloty eingetragen. Auffallend in diesem Raum sind (bzw. waren) seine Ölgemälde, nach der Beschreibung des Kunstwissenschaftlers Joachim Fait aus dem Jahre 1968 „durchweg Bildnisse von Männern, ein Selbstporträt, Vater Freimund, das Bildnis eines jungen Mannes“.
Bedauerlicherweise hat der seit 2013 amtierende „Freundeskreis“ auf das, was 1968 und später noch war, einigermaßen „historisch überliefert“ genannt werden konnte, keine Rücksicht genommen. Da wurde für einen Goldrahmen eine Collage aus Arnimschen Familienfotos und einem Chroniktext gebastelt, da wurde das (für diesen Raum) viel zu kleine Ölgemälde der Malerin Bettina Encke von Arnim aus dem Jahr 1921 aufgehängt, da wurden (blaugestrichene) Vitrine und Verkaufstand in das Atelier gestellt, drumherum klitzekleine venezianische Bilderchen gruppiert, die wohl an die Italienreisen des Atelierschöpfers erinnern sollen. Das ist kein Konzept, das ist ästhetisch nicht hinnehmbar und das ist dem Maler Achim von Arnim-Bärwalde unwürdig.