Wiepersdorf
Gott, wie die Tage verschleichen
unter diesem Himmel. Einer reißt noch
das Feld auf für Stare und Tauben,
und die Schwalben ritzen die Erde
hinter den Russenkasernen.
Deine Bücher, schreibt Caroline,
werden sehr gelobt in Berlin,
der zerlesenen Stadt. Graskarpfen,
gründliche Wassererzähler,
bewacht von bärtigen Zwergen.
Da! wie im Buch ein Milan,
der Schatten des Dreizacks sichelt
im braunen Gras. Und beide
wollten wir ... ach, wie die Menschen
die Tage verstümpern. Uns übernahm
die Hitze, und jeder Mücke
wurde Blut geopfert. Der Sand –
unerzählbar, weil die Worte
mich kränken vor dem Flockenlesen.
Aus: Kiesstraße Zwanzig Uhr. Huss'sche Universitätsbuchhandlung, 1993
Der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger war auf Einladung des Künstlerhauses am 14. August 1992 Teilnehmer des 2. Wiepersdorfer Gesprächs zum Thema „Der Stellenwert der Literatur unter den Bedingungen der Marktwirtschaft“. Unter der Gesprächsleitung von Karim Saab (Märkische Allgemeine Zeitung) diskutierten die Verleger Mathias Gatza (Verlag für Literatur), Michael Krüger (Carl Hanser Verlag), Roland Links (Insel-Verlages Leipzig) sowie der Schriftsteller Rolf Schneider und der Buchhändler Carsten Wist.