Georg Maurer (1907-1971) war ein deutscher Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er wurde in Siebenbürgen geboren, kam 1926 nach Deutschland und studierte bis 1932 in Leipzig und Berlin Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie. Seit 1955 war er Dozent, später Professor am Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ in Leipzig, wo er maßgeblichen Einfluss auf die Autoren der „Sächsischen Dichterschule“ hatte. Maurer war einige Male in Wiepersdorf, so soll er 1949, 1954, 1955 und 1967/68 Gast gewesen sein.
Antike auf Märkischem Sand
Zeus, abgeschlagen die Nase.
Pallas ohne Kopf, ausgesetzt
Im nordischen Schloßpark
Dem sandsteinsprengenden Frost,
Mars verrenkt, verdrossen,
Doch leider leidlich ganz.
Ich seh sie im Bademantel vorm Bade
Zwischen zerschlissenen
Seidentapeten stehn.
Ihresgleichen zu sein, verstein ich.
Den parischen Marmor
Unterm wollenen Umhang
Kann ich nicht sehn.
Nachts irr ich durch die Gänge,
Tret durch die Tapetentür.
Nicht Fackel, nicht Öllämpchen,
Schreit sie, ist hier.
Ich dreh am Schalter: Elektrizität
Reißt die Nacht vom Leib ihr,
Der blendend vor mir steht.
Aus: Georg Maurer, Werke. Mitteldeutscher Verlag, 1987